Wagner-Arbitration

Learning the ropes onboard the WagArb

Im Referendariat steuert man dem Ende einer langen Ausbildung entgegen. Dabei segelt man als Referendar während der Stationen quasi als Jungmatrose eine Weile mit und überlegt, bei welcher Mannschaft man langfristig einsteigen möchte. Das Rüstzeug dazu hat man zu dem Zeitpunkt zwar schon. Der Ausdruck „learning the ropes“ trifft die Situation aus unserer Sicht sehr gut: Während der Station lernt man erst richtig, das Handwerkszeug in der Praxis einzusetzen.

Und natürlich muss sich auch die bestehende Mannschaft vorstellen können, den Anfänger, der gelegentlich noch Backbord und Steuerbord verwechselt, bei sich aufzunehmen.

Wie also sieht die Zeit an Bord der WagArb aus? Bei der Gestaltung des Referendariats bewegten uns beide vor unserer Anwaltsstation viele Aspekte: Was macht den Anwaltsberuf aus? Kann ich mir überhaupt vorstellen, Anwältin zu werden? Wie arbeiten Anwälte in einer spezialisierten internationalen Boutique-Kanzlei? Wie findet man die Balance zwischen einer hoffentlich prägenden Anwaltsstation, die einem bei der beruflichen Entscheidungsfindung hilft, und den sich unmittelbar an die Station anschließenden Examensklausuren? Wie entsteht unter Pandemiebedingungen ein Teamgefühl in der Kanzlei?

Allen, die diese und sicher noch weitere Fragen bewegen, hoffen wir, die wir beide unsere Anwaltsstation hier verbracht haben, mit diesem Beitrag einen Einblick in eine Anwalts- oder Wahlstation bei WAGNER Arbitration zu geben und zu einer Bewerbung zu ermutigen.

Warum haben wir uns bei WAGNER Arbitration beworben?

Christin: Mein Ziel für die Anwaltsstation war, die Arbeit in einer Rechtsanwaltskanzlei zu erleben und zu verstehen, was den Anwaltsberuf ausmacht und was tagtäglich von einem Anwalt gefordert wird. Als ausgebildete Sprachjuristin (Lawyer-Linguist) suchte ich nach einer Kanzlei, die international und mehrsprachig arbeitet und bei der ich mittendrin sein könnte. Bereits am Ende des Vorstellungsgesprächs waren wir per „Du“ und ich Teil des Teams (einschließlich Einladung zum Sommerfest), auch wenn es bis zu meinem Starttermin noch 3 Monate hin waren.

Sophie: Bei der Gestaltung meines Referendariats war mir wichtig, in den Stationen ein möglichst realistisches Bild der klassischen juristischen Berufe zu gewinnen. Das Referendariat ist aus meiner Sicht vor allem eine Chance, auch wenn der Gedanke an die nahenden Prüfungen immer im Hinterkopf ist und sich die Klausuren unmittelbar an die Anwaltsstation anschließen. Ich konnte mir vor der Anwaltsstation vorstellen, dass mir die beratende Begleitung von Mandanten liegen und Freude machen würde. Mein Weg hat mich konkret zu WAGNER Arbitration geführt, da mich schon früh im Studium Fälle mit internationalem Bezug interessierten, ich die Schiedsgerichtsbarkeit bislang allerdings nur gestreift hatte, und ich sehr bewusst in einer spezialisierten Einheit auch in praktisch bedeutsame Themen des Anwaltsberufs wie Mandatsführung, Akquise neuer Mandanten und Kanzleimarketing einsteigen wollte.

Welche Aufgaben hat man als Referendar?

Christin: Spannend, insbesondere für mich wegen meines rechtssprachlichen Schwerpunktes, ist die tägliche zweisprachige Kanzleiarbeit. Das Hin- und Herwechseln zwischen Deutsch und Englisch bei der Mandatsarbeit, aber auch im täglichen Umgang mit den Kollegen ist ein natürlicher Teil der Kommunikation. Rechtssprachen unterscheiden sich durch Aufbau und Charakter, und so bringt die Arbeit mit deutschem Recht in englischer Sprache immer wieder interessante Aspekte und Herausforderungen auf den Tisch, bei denen man einen Blick von außen auf das eigene Rechtssystem entwickelt.

Zum Beispiel durfte ich einen Darlehensvertrag nach deutschem Recht für einen englischsprachigen Mandanten auf Englisch entwerfen. Derzeit arbeite ich an einem Schiedsspruch mit, der einen Fall nach deutschem Recht und CISG in englischer Sprache entscheiden wird. Trotz Covid fanden einige Gerichtsverhandlungen statt, zu denen ich die Rechtsanwälte begleiten durfte. Außerdem habe ich an einem Schiedsverfahren, das in den Kanzleiräumen stattfand, unterstützend teilgenommen. Weiterhin werde ich noch eine (sehr examensrelevante) Präsentation zur Novellierung des BGB für alle Teammitglieder halten. Meine tägliche Arbeit beinhaltet ferner das Recherchieren und/oder Anfertigen von Vermerken zu bestimmten Rechtsfragen, die in der Regel auch für die Examensvorbereitung relevant sind (Schenkung, Mängelrüge und Nacherfüllung im Kaufrecht, dingliche Dienstbarkeiten, Vertragsrecht, Interessenskonflikte von Anwälten und Gesellschaftern, Vollstreckbarerklärung sowie Anfechtung von Schiedssprüchen, Datenschutzrecht).

Sophie: Die Arbeit als Referendarin ist sehr vielseitig. Jeder nimmt sich Zeit, nicht nur die Aufgabe selbst zu erklären, sondern auch für eine kurze Einführung ins Mandat. Der Rollenwechsel zwischen Anwalts- und Richterhut je nach Verfahren prägt die Arbeit auf dem Gebiet der Schiedsgerichtsbarkeit und hilft aus Referendarssicht auch beim Üben des schnellen Umschaltens im Zweiten Examen zwischen Klausuren aus Anwalts- und aus staatlicher Sicht.

Durch die kurzen Einführungen bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie sich die eigene Recherche oder der eigene Entwurf auf der „Strecke“ des Mandats einfügt. Im Idealfall bekommt man im Laufe der Station also auch mit, wie sich das Mandat weiterentwickelt, auf welche Vorschläge der Mandant eingeht und wie die nächsten Schritte besprochen werden. Während meiner Station bekam ich auch ein kleines Ausbildungsmandat, in dem ich selbst strategische Entscheidungen treffen musste. Gleichzeitig konnte ich mir dabei immer einen Sparringspartner aus der Kanzlei suchen. Daneben arbeitete ich mich in ein Handelsschiedsverfahren ein und konnte die Abstimmung des Schiedsgerichts hinsichtlich des Schiedsspruchs miterleben, eigene Lösungsvorschläge erarbeiten und diese mit Philipp weiterentwickeln.

Was zeichnet die Arbeitsatmosphäre aus?

Christin: Ich bin Teil eines dynamischen Teams, deren individuelle Persönlichkeiten die tägliche Arbeit prägen. Der pragmatische Blick, das beste Ergebnis für den Mandanten zu erzielen, steht im Vordergrund. Als Referendarin bin ich von Tag eins in dieses Team eingebunden und werde als vollwertiges Mitglied behandelt. Ich darf und soll stets meine persönlichen (Rechts-)Ansichten in die Arbeit einbringen. In Bezug auf meine Persönlichkeit und mein Können wird mir Offenheit und Wertschätzung entgegengebracht. Die Aufstellung als Boutique-Kanzlei mit flachen Hierarchien und echter Teamarbeit scheint in dieser Hinsicht einen riesigen Vorteil zu bergen.

Sophie: Der erste Tag der Station steht eigentlich beispielhaft dafür, was die Arbeitsatmosphäre kennzeichnet: Das Team ist auf die Ankunft des neuen Teammitglieds vorbereitet, der Laptop ist eingerichtet und man wird mit einem kleinen Post auf den sozialen Kanälen der Kanzlei willkommen geheißen. Die Kanzleimitglieder freuen sich auf die Zeit der Zusammenarbeit und haben neben der Ausbildung ein echtes Interesse am Gegenüber. Der Leitfaden für Referendare hilft einem bei der Orientierung in allen „Newbie-Fragen“. Über all dies hat sich das Team vorher Gedanken gemacht. Diese Grundeinstellung, jeden im Team wahrzunehmen, kennzeichnet auch die Zusammenarbeit im Rahmen der Stationsausbildung. Fragen werden unkompliziert und schnell geklärt. Im Rahmen eines Pulsgesprächs zur Mitte der Station nehmen sich Philipp, Joseph und die Teammitglieder, mit denen man bereits zusammengearbeitet hat, Zeit, einzuchecken, Feedback zu geben und gemeinsam zu überlegen, wie man die verbleibenden Monate gestalten kann.

Wie sieht eine Station unter Pandemiebedingungen aus?

Christin: Natürlich waren und sind die Einschränkungen durch die Pandemie zu spüren. Bei meinem Beginn im Oktober 2021 war das Team bereits sehr gut eingespielt, um aus der Ferne (dem Homeoffice) digital zusammenzuarbeiten. Die wöchentlichen Besprechungen und auch Absprachen zwischen den teilweise im Homeoffice arbeitenden Teammitgliedern finden mittels digitaler Tools statt. Dabei steht auch mir frei, mit dem Kanzleilaptop von zu Hause zu arbeiten oder in die Kanzlei zu kommen. Alle Akten werden digital geführt und während der Arbeit erreicht man die Rechtsanwälte schnell und unkompliziert über eine Chat-Software oder – ganz klassisch – über das Handy. Für mich als Neue war die Eingliederung in diese Telearbeit trotzdem eine Herausforderung. Denn es ist nicht leicht, seinen Platz im Team zu finden, wenn man die Arbeit der restlichen Teammitglieder nur marginal mitbekommt. In einer unserer Besprechungen kam dazu das Bild eines Schiffes im Nebel auf: Als neu Eingeschiffter steht man an der Reling und beobachtet, wie sich das riesige Schiff durch die Wellen vorwärtsbewegt. Was fehlt, ist das Wahrnehmen, wie die Crewmitglieder die Segel hissen, der Steuermann das Steuerrad dreht und auf der Brücke Lagebesprechungen abgehalten werden. Hier waren Bemühungen von beiden Seiten gefragt, damit die Einbindung in das Gesamtgefüge schnell klappt.

Ein Glück, dass diejenigen, die vor Ort sind, regelmäßig gemeinsam zu Mittag essen, dass der wöchentliche Apéro vor Ort oder digital stattfindet und dass jeder einzelne in der Kanzlei offen für kurze Gespräche, auch jenseits der Arbeit, ist. Außerdem gab es bereits eine Reihe an Social Events, die in der Kanzlei liebevoll gepflegt werden: Wir haben am 11.11. gemeinsam Karnevalslieder gesungen, im Dezember einen Weihnachtsspaziergang durch Berlin und im Januar eine gemeinsame Wanderung durch den Grunewald gemacht, gemeinsam zu Abend gegessen und seit Januar 2022 kochen wir auch wieder Freitag mittags füreinander in der Arbitrattoria.

Sophie: Meine Station begann im Juli 2020. So hatte ich das Glück, dass viele Abläufe, die Kommunikation via Teams oder Videokonferenzen, auf die sich alle seit Beginn der Pandemie eingestellt haben, schon eingespielt waren. Das erleichterte den Einstieg. Auch hilfreich ist, dass ohnehin alle Akten und Vorlagen digital abrufbar sind und man dadurch Zugriff auf die entscheidenden Dokumente hatte.

Natürlich gestaltete sich die Station anders als unter normalen Bedingungen. Kennzeichnend war aber, dass pragmatisch und nach vorne gerichtet mit der Situation umgegangen wurde, also: „Was heißt das? Was müssen wir ändern oder anpassen?“ Der wöchentliche Apéro, Karneval und die Weihnachtsfeier wurden nicht einfach abgesagt, sondern fanden eben online statt. Trotz sicher nicht zu leugnender Zoom-Fatigue, die sich mittlerweile bei vielen eingestellt hat, zeigt dies doch die Grundhaltung der Kanzlei, dass man sich den Herausforderungen stellt und überlegt: Wie machen wir das beste aus der Situation? Umso mehr freue ich mich, dass ich als nun eingestiegene Rechtsanwältin auch Erlebnisse, die ich während meiner Station verpasst habe – wie die Arbitrattoria freitags – live erleben kann.

In a nutshell

Christin: Neben dem klassischen Ausbildungsstoff lerne ich bei WAGNER Arbitration insbesondere, wie moderne Kanzleiarbeit funktioniert: Durch gegenseitige Wertschätzung und durch Engagement für jedes einzelne Mandat, um gemeinsam das Schiff sicher durch Nebel, Sturm und andere Widrigkeiten zu manövrieren. Ich hoffe, es wird sich auch in der Zukunft die eine oder andere Gelegenheit ergeben, einmal wieder an Bord der WagArb zu kommen.

Sophie: Ich bin nach meiner Station und bestandenem Zweiten Examen nun als Rechtsanwältin wieder da. Natürlich lerne ich jetzt erst richtig „the ropes“ und suche weiterhin noch ungeübter als ein erfahrener Seebär auf der Karte. Das gute Bauchgefühl, das ich schon vor meiner Bewerbung und nach dem ersten Kennenlernen mit Philipp und Joseph in der Kanzlei im Januar 2020 hatte, hat sich im Laufe der Station und seit Beginn meiner Berufstätigkeit als Anwältin bestätigt und ich freue mich sehr, wieder da zu sein.

Wir hoffen sehr, dass wir durch unsere Erfahrungen ein gutes Bild dessen zeichnen konnten, was eine Station bei WAGNER Arbitration ausmacht und freuen uns sehr, wenn wir damit angehende Referendare zu einer Bewerbung ermutigen konnten!

 

*Anmerkung der Redaktion: Das hier abgebildete Schiff (eigentlich ein Drachen) hat uns Christin Dallmann sehr liebevoll zum Abschied geschenkt. Es hängt über unserem Empfangstresen.

Autor:in

Christin Dallmann
Christin Dallmann

Christin Dallmann holds a degree in German Law from the Humboldt University and a Master’s Degree in Legal Translation from the City University London, and has been working as a lawyer-linguist for more than ten years. Since 2020, she is managing partner at Delaney & Dallmann Legal Linguists PartG – a highly specialised translation service provider for courts, notaries and law firms.

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About Wagner Arbitration

The law firm WAGNER Arbitration has its offices in Berlin and specializes in dispute resolution with a focus on arbitration. In addition, the firm offers comprehensive counseling services related to domestic and international business disputes and transactions.