…was ich im Referendariat während meiner Anwaltsstation denn so alles gemacht habe, fällt mir einiges ein:
Ich habe
- viele Eclairs gebacken,
- gelernt, wie eine deutsche Eiche zu stehen,
- gut gegessen,
- Weihnachtsfeiern organisiert und
- Jazzmusik gehört.
Rede ich da wirklich von meiner „Anwaltsstation“? Ja, richtig gelesen! Denn Wagner Arbitration ist weit mehr als trockene Juristerei!
Mein Einstieg
Wie meine Vorgänger habe ich Wagner Arbitration ausgesucht, um einen Einblick in den Alltag einer „Boutique-Kanzlei“ zu haben. Natürlich war auch der schiedsrechtliche Schwerpunkt ein Grund für meine Bewerbung, denn hierauf hatte ich schon im Studium einen Fokus. Gelockt hat mich, wie vermutlich andere, der besondere Internetauftritt von Wagner Arbitration.
Vom ersten Tag an hatte ich das Gefühl, vollwertiges Mitglied des Teams zu sein. Nach einer „Schlossführung“ durch die Büroräume und einer Einweisung durch Philipp konnte ich das Team bei einem Willkommenslunch persönlich kennenlernen. In den ersten Wochen hilft jedem Neuling außerdem der sehr detaillierte Referendarsleitfaden, in dem von Arbeitsmethoden, Dokumentenablage und Life-Hacks für den Kanzleialltag alle nützlichen Informationen zusammengefasst sind.
Das Team ist klein und jung, jeder ist mit Spaß an der Sache (oder mit Späßen über die Kollegen) dabei. Mittags wird oft gemeinsam gegessen; das besondere Highlight ist hier der gemeinsame Freitagslunch, bei dem – im Wechsel natürlich – die große Kunst darin besteht, für möglichst viele Leute auf nur zwei Herdplatten zu kochen und dafür zu sorgen, dass alle (auch Florian!) satt werden. Mittwochs abends gibt es ab und an zu hauseigenen Jazzklängen einen Drink an der Bar, um gemeinsam den Feierabend einzuläuten.
Meine Arbeit
Neben der Arbeit an (investitions-) schiedsrechtlichen Mandanten – aus Anwalts- und Schiedsgerichtsperspektive – habe ich Gutachten für Mandanten erstellt, Gerichtstermine wahrgenommen und natürlich auch kleinere Recherchen durchgeführt. Dabei war ich fast nie nur im Hintergrund aktiv, sondern durfte auch selbst E-Mail-Kontakt „nach außen“ führen, bei Telefonaten und Gesprächen mit Mandanten dabei sein oder sie selbst führen. Auch ins Gesellschaftsrecht konnte ich während meiner Zeit bei Wagner eintauchen, hier hat Claudio sich als unglaublich talentierter und geduldiger Dozent erwiesen, der mir Einführungen in die Welt der share und asset deals gab.
Außerdem war ich während meiner gesamten Zeit bei Wagner für zwei größere zivilrechtliche Verfahren zuständig. Hier war ich wie eine verantwortliche Anwältin tätig und durfte vom ersten Mandantenkontakt an dabei sein. Bei diesen Verfahren wurde Wert darauf gelegt, dass ich wirklich alle Schritte einer Mandatsbetreuung mitbekomme. So musste ich die Unterlagen sichten, Fristen einhalten, das Prozessrisiko ausrechnen, das erste Gutachten verfassen, Rücksprachen mit dem Mandanten halten, ihn auf dem Laufenden halten und natürlich die Schriftsätze selbst formulieren. Mich hat das Vertrauen, das man mir dabei entgegengebracht hat, sehr beeindruckt.
Die Kommunikation
Als Referendarin hatte ich meinen eigenen „Führungsoffizier“ – in meinem Fall Philipp – der als erster Ansprechpartner für alle Fragen und Sorgen diente. Das hieß aber nicht, dass nicht auch alle anderen immer eine offene Tür und ein offenes Ohr für mich hatten. Im Gegenteil, oft habe ich besonders Felix – oben in der „Werkstatt“ – mit Fragen gelöchert. Der Umgang miteinander war durchweg unkompliziert, es wurden viele Späße gemacht und ich wurde immer ebenbürtig behandelt und in alle Arbeitsschritte und Diskussionen einbezogen.
Jeder nahm sich Zeit, Fragen zu beantworten und oft grübelten wir gemeinsam über der Lösung eines Problems. Besonders gut in Erinnerung ist mir eine kleine Krisensitzung, bei der ein scheinbar einfacher Fall plötzlich mit rechtlichen Problemen gespickt war. Nach und nach kamen immer mehr Teammitglieder zusammen oder wurden herbeigerufen (auch diejenigen, die mit dem Mandat bisher nichts zu tun hatten) und es begann eine intensive Diskussion, bei der es auch laut wurde, bis wir uns schließlich gemeinsam auf eine Lösung einigen konnten.
Weitere Arbeiten
Das Referendariat bei Wagner bedeutet mehr als nur lupenreine juristische Arbeit. Dazu gehört auch die tägliche Büroorganisation einer Kanzlei mit (viel) Posteingang, Telefonanrufen oder Empfang von Mandanten: Hier half ich immer mal wieder aus. Oft standen Veranstaltungen an, die organisiert werden mussten. Dabei habe ich besonders mit Katharina gearbeitet und wir räumten gemeinsam um oder auf, dekorierten weihnachtlich und organisierten die Verpflegung. Ich war immer mittendrin und konnte schnell erkennen, wo es in der Organisation – um es in Philipps Worten zu sagen – „noch knirscht und ruckelt“.
Auch bei der Gestaltung der Kanzleiräumlichkeiten zählte meine Stimme als Referendarin mit. Egal ob Anordnung der Tische in der neuen „Werkstatt“, die Farbe der Vorhänge oder der Aufbau des „Nikolaus-Buffets“ – auch hier wird nichts dem Zufall überlassen und man erkennt schnell, wieviel Konzept und Einsatz für das perfekte Image einer Kanzlei notwendig sind. Einzig die individuelle Wandgestaltung mancher Mitarbeiter in unterschiedlichen Farbtönen kam dabei bei Philipp nicht gut an.
Speziell für uns Referendare und neue Mitarbeiter führte John Faulk an zwei Tagen das „Stand-and-Deliver“-Training für unser persönliches Auftreten durch. John vermag es, die Inhalte auf sympathische und amüsante Art und Weise zu vermitteln, was einem die eigentlich unangenehmen Stand-Up-Vorträge über Spontan-Themen wie Ernährungspyramiden und Harry Potter enorm erleichtert hat.
Für alle Zukünftigen
Viele, die diesen Bericht bis hierhin lesen, spielen wahrscheinlich selbst mit dem Gedanken, sich bei Wagner Arbitration zu bewerben. Um Euch die Überlegungen vielleicht ein bisschen zu erleichtern, kann ich eure möglichen Bedenken vielleicht hiermit ausräumen:
Kurz habe ich gezögert, ob es nicht doch besser wäre in eine Kanzlei zu gehen, die den „wirklichen“ Examensstoff als tägliches Brot hat. Denn Schiedsverfahren und Gesellschaftsrecht helfen einem in der Zivilrechtsklausur zur Zwangsvollstreckung höchstwahrscheinlich nicht weiter. Aber soll ich deswegen meine neun Monate Anwaltsstation allein danach ausrichten? Nein!
Bereut habe ich meine Entscheidung in dieser Hinsicht nie. Im Gegenteil, ich war überrascht, wie viel ich für meine Klausuren mitnehmen konnte. Tatsächlich habe ich in zwei Klausuren inhaltlich bekannte Probleme aus meiner Zeit bei Wagner wiedergetroffen. Das Team achtet immer besonders darauf, dass man als Referendar neben den schiedsrechtlichen Mandaten genügend Aufgaben erhält, die relevanten Examensstoff betreffen. So wird man gerne mal von Joseph mit einem augenzwinkernden: „Versteckter Dissens? Na, das muss doch unsere Referendarin wissen!“ plötzlich ins Rampenlicht gestellt oder so lange allein an der Formulierung eines Beweisangebots gelassen, bis man selbst erkennt, worauf es ankommt.
Auch das Verfassen von Schriftsätzen (auf deutscher Sprache) kommt im Hinblick auf die Klausuren nicht zu kurz. Hier nehmen sich alle aus dem Team viel Zeit, um die Entwürfe Korrektur zu lesen und geben wertvolle Tipps für einen genauen und verständlichen Sprachgebrauch oder die richtige Formulierung eines Antrags. In meinen Klausuren hat mir all das viel weitergeholfen und ich habe selbst beim Schreiben sprachliche Fehler gefunden, weil mir Philipps Stimme in meinem Kopf immer wieder „indirekte Rede!“ zurief.
An alle Referendarinnen unter Euch: Scheut euch nicht davor, dass die Männer bei Wagner Arbitration vielleicht noch in der Überzahl sind! Ich habe keinen einzigen Gedanken daran verschwendet und mir ist als Frau auch nie ein Verhalten negativ aufgefallen. Im Gegenteil: Geballte Frauenpower mit Katharina – und jetzt auch Johanna!
Das Referendariat bei Wagner Arbitration bedeutet neben Juristischem auch Anpacken – im wörtlichen Sinne. Wer allein an seinem Schreibtisch Aufgaben lösen oder Schriftsätze üben will, ist hier fehl am Platz. Denn wenn man als vollwertiges Teammitglied aufgenommen wird, dann springt man für Kollegen ein, hilft dort aus, wo die Not am größten ist – sei es am Empfang, als Kurier, als Mittagsküchenchef oder Weihnachtself, der Glühwein ausschenkt. Dabei sollte man auch Eigeninitiative zeigen, denn – wie ein weiser Franzose einmal sagte – „Die Kanzlei ist ein Projekt, das sich ständig weiterentwickelt.“ Und das funktioniert nur, wenn jeder seinen Beitrag leistet.
Mein Fazit
Die Zeit bei Wagner Arbitration war für mich eine tolle Erfahrung: Ich habe weiter gelernt und unglaublich viele interessante Menschen kennengelernt. Gerade für mich persönlich hat es das Wagner Team geschafft, Spaß und Freude an einem juristischen Beruf zu vermitteln. Wagner zeigt, dass Jura auch anders geht!